Effizienter, ökologischer und damit noch lebenswerter: So soll Grenchen dank digitaler Technologien werden. Dafür setzt sich der Verein Smart City Lab Grenchen ein. Auch die SWG engagiert sich darin und hat bereits ein erstes Pilotprojekt realisiert.
Rund 85% der Schweizer Wohnbevölkerung lebt heute in städtischen Gebieten – deutlich mehr als noch im Jahr 2000. Dieser Trend stellt die Städte vor grosse Fragen: Wie können sie den wachsenden Bedarf nach Wohnraum, öffentlicher Infrastruktur, Energie und Mobilität decken sowie die Folgen des Klimawandels abfedern?
Die Antwort darauf liefert die Idee der Smart Citys. Solche intelligenten Städte nutzen die Digitalisierung, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Ziel ist es, die Städte mithilfe von Daten und automatisierten Prozessen effizienter, ökologischer und sozial inklusiver zu gestalten und damit die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner zu erhöhen. Die Digitalisierung ist also kein Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck. Im Fokus stehen die Menschen. Sie profitieren etwa davon, dass sich öffentliche Dienste digital und somit einfacher nutzen lassen und sie dank digitaler Technologien besser in die Entscheidungsprozesse eingebunden werden.
Netzwerk für Innovationen
Damit sich auch Grenchen schrittweise zur Smart City entwickelt, hat Sascha Nussbaumer den Verein Smart City Lab Grenchen initiiert. Als Mitgründer des Grenchner Unternehmens Sensioty beschäftigt er sich beruflich mit der Digitalisierung, etwa mit dem Internet der Dinge. «Grenchen hat eine gute Grösse, um neue digitale Dienste zu testen. Die Wege in Politik und Verwaltung sind kurz. Das ermöglicht eine pragmatische Vorgehensweise, die bei grösseren Städten schwieriger ist.»

Sascha Nussbaumer (l.) und Andreas Stierli
Unterstützt durch die Stadt Grenchen, wurde der Verein im Frühling 2021 gegründet. Inzwischen zählen schon rund ein Dutzend Grenchner Unternehmen zu den Mitgliedern, darunter die SWG. «Wir verstehen uns als offene Netzwerk- und Austausch-Plattform», sagt Vereinspräsident Sascha Nussbaumer. «Indem wir Vertreterinnen und Vertretern aus Verwaltung, Wirtschaft und Bevölkerung an einen Tisch bringen, helfen wir mit, Projekte für eine Smart City anzustossen.»
Weiterverfolgt werden die Ideen dann von einzelnen Mitgliedern. Das können ganz unterschiedliche digitale Innovationen sein, etwa in den Bereichen Energie, Umwelt, Mobilität, Wirtschaft, Sicherheit und öffentliche Verwaltung.
Grosses Potenzial im Energiebereich
Auch die SWG hat bereits ein Pilotprojekt gestartet. Gemeinsam mit der Stadt Grenchen testet sie in einem Quartier verschiedene smarte Systeme für die öffentliche Beleuchtung. «Schon heute können wir die Helligkeit dynamisch anhand der Zeit und des Bedarfs einstellen. Künftig erkennen intelligente Strassenlampen mithilfe von Bewegungssensoren, wie viele Autos, Velos sowie Fussgängerinnen und Fussgänger unterwegs sind und passen automatisch ihre Helligkeit an», erklärt Andreas Stierli, Leiter Messwesen der SWG und Vorstandsmitglied im Verein. «Mit solchen intelligenten Technologien wollen wir der Bevölkerung das bestmögliche Erlebnis bieten und gleichzeitig die Ressourcen schonen – in diesem Fall den Stromverbrauch senken.»
Weil die SWG bei der Digitalisierung der Energieversorgung ein grosses Potenzial sieht, engagiert sie sich aktiv im Verein. Sie bringt einerseits bei Energiethemen ihre Expertise ein und greift andererseits von Mitgliedern entwickelte Energieideen auf, um sie intern weiterzuverfolgen. «Der Verein ermöglicht uns, neue Technologien frühzeitig zu entdecken und uns mit den Digitalisierungsexperten aus der Region sowie mit der Bevölkerung auszutauschen.»
Öffentliche Anlässe für alle Interessierten
Die Bevölkerung einzubeziehen, ist auch Sascha Nussbaumer besonders wichtig. «Die digitale Stadt der Zukunft können wir nur gemeinsam bauen. Eine Smart City muss sowohl die Bedürfnisse von Wirtschaft und Verwaltung als auch jene der Bevölkerung berücksichtigen. Schliesslich sollen die neuen Technologien den Anwenderinnen und Anwendern einen konkreten Nutzen bringen.» Daher organisiert der Verein regelmässig öffentliche Vorträge und Workshops zu aktuellen Smart-City-Themen.
Ein gelungenes Beispiel: Im Rahmen eines Workshops bauten Vereinsmitglieder sowie interessierte Grenchnerinnen und Grenchner Umweltsensoren zusammen. In der Stadt verteilt, messen die Sensoren nun unter anderem die Luftqualität und Lärmemissionen. Bei solchen Projekten verfolgt der Verein laut Sascha Nussbaumer einen Open-Data-Ansatz: Die Daten sind auf einer digitalen Karte öffentlich einsehbar. «Sie dienen der Transparenz und als wertvolle Grundlage für Entscheide zur Stadtplanung.»
Ideen sprudeln lassen
Ein weiterer Meilenstein für den Verein ist bereits in Planung. Auf dem neuen Campus der Höheren Fachschule Technik Mittelland wird ein Raum entstehen, wo Technikbegeisterte tüfteln und experimentieren können. Ganz nach dem Grundgedanken des Vereins sollen hier Ideen sprudeln, bevor sie von Vereinsmitgliedern an die richtigen Stellen weitergetragen werden.
Nächste Events des Vereins Smart City Lab Grenchen:
- Meetup: Donnerstag, 8. September 2022, 18.30 bis 20.00 Uhr, Meetup zum Thema «Smart Energy»
- Meetup: Donnerstag, 3. November 2022, 18.30 bis 20.00 Uhr, Meetup zum Thema «Versorgungsnetze – das städtische Nervensystem»
Weitere Events werden jeweils auf der Website publiziert.