Ein Leben ohne Zentralheizung, Kühlschrank und Waschmaschine ist heute schier unvorstellbar – und doch gar noch nicht lange her: Viele elektrische Haushaltsgeräte kamen erst im Laufe der 1950er-Jahre auf. Drei Zeitzeugen aus Grenchen erinnern sich, wie es vorher war.
Myrtha Wyss, geboren 1930
«Die Wäsche machte ich viele Jahre von Hand. Das dauerte von früh morgens bis in den Nachmittag. In der Milchzentrale, die wir damals führten, gab es einen Dampfkessel, womit mein Mann heisses Wasser erzeugte. Ich bürstete die Wäsche aus und gab sie in einen grossen Zuber, gefüllt mit Wasser und Seifenpulver. Zum Rühren benutzte ich einen Holzstab. Anschliessend spülte ich die Wäsche in einem Bottich mit kaltem Wasser und wringte sie von Hand aus. Später kauften wir dann eine Auswinde. Ein echter Luxus! Man drehte den Wasserhahn auf und schon schleuderte die Trommel. Zum Schluss musste man sie mit einem ‹Lumpen› bremsen. Aber mit Vorsicht: Manch einer brach sich bei dieser Arbeit den Arm.»
Werner Imhof, geboren 1940
«Früher heizten wir mit dem Holzofen. Etwa zweimal im Jahr kam der Holzlieferant vorbei. Danach verkleinerten die Männer im Quartier das Holz mit einer Maschine. Für uns Kinder ein Spektakel: Alle schauten zu. Anschliessend mussten wir die Scheite in den Estrich tragen. Das gab manchen Splitter im Finger. Doch liessen wir das Brennholz fallen, schimpfte der Vater. Zum Anfeuern bastelten wir mit dem Messer oder dem Hammer kleine ‹Holzsprisseli›, die brannten gut. Kühlschränke kannten wir noch nicht. Speiseresten wurde vor dem Fenster im ‹Fliegenkästchen› aufbewahrt. Und mussten wir Vorräte im Keller holen, ‹schneugten› wir im Dunkeln stets ein bisschen.»
Susi Bichsel, geboren 1934
«Als mein Vater eine Stelle bei der ETA erhielt, zogen wir nach Grenchen. Wir wohnten in einem der Arbeiterhäuser an der Solothurnstrasse. Ich erinnere mich, dass meine Mutter das Wasser im Garten an die Sonne stellte, bis es lauwarm wurde. Denn damals hiess es, kaltes Wasser zu trinken, sei ungesund. Als ich etwa acht Jahre alt war, zogen wir in ein 2-Familienhaus mit Badewanne und Boiler, was damals sehr modern war. Der Hausmeister führte uns stolz das ‹Wunder› Badewanne vor und betätigte den Gasanzünder für den Boiler. Es gab eine Stichflamme und einen lauten Knall, gefolgt von betretener Stille. Beim zweiten Versuch funktionierte die Warmwasser-Aufbereitung dann einwandfrei. Trotzdem hatte ich immer Respekt vor dem Gas.»