An jedem Flughafen steht die Sicherheit an erster Stelle – auch in Grenchen. Eine sichere Stromversorgung spielt dabei eine besonders wichtige Rolle. Deshalb hat der Flughafen in den letzten Jahren viel in die neuste Technik investiert, wie ein Rundgang zeigt.
Ein Schulungsflugzeug setzt auf der Piste auf, rollt ein paar Meter weit und hebt dann wieder ab. «Touch- and-Go» heisst das Manöver in der Fliegersprache. Am Flughafen Grenchen wird es jährlich tausendfach geübt. Alle künftigen Piloten der Fluggesellschaften Swiss und Edelweiss sowie die Schweizer Militärpiloten absolvieren hier ihre Grundausbildung. Grenchen ist der nationale Ausbildungsflughafen schlechthin. Zwei Drittel der Flüge sind Trainingsflüge und somit im öffentlichen Interesse. Deshalb kommt der Regionalflughafen auf 70 000 Flugbewegungen pro Jahr und liegt damit auf Platz vier hinter den Flughäfen Zürich, Genf und Basel – noch vor Bern.
Immer bedeutender wird Grenchen als überregionaler Businessairport. Bereits ein Achtel der Flüge befördern Geschäftsleute. Was weniger bekannt ist: Auch für die internationalen Flughäfen Zürich und Genf hat Grenchen eine wichtige Funktion. «Wir halten ihnen den Rücken frei, indem zahlreiche Ausbildungs-, Erlebnis- und Businessflüge hier starten und landen», erklärt Direktor Ernest Oggier auf dem Rundgang.
Die Piste als Herzstück
Er deutet nach oben ans Betriebsgebäude. Dort ist das neue Logo des Flughafens angebracht. Es symbolisiert die Piste – dynamisch zu einem Lächeln geformt. «The way to smile» steht darüber. «Das Logo zeigt erstens, dass die Piste unser wichtigstes Kapital bildet», sagt Ernest Oggier, der auch selbst Pilot ist. «Zweitens sieht man bei uns viele lächelnde Menschen: Kinder, die auf dem Spielplatz herumtoben, junge Menschen, die ihren Traumjob erlernen, Passagiere auf einem Erlebnisflug sowie Flugfans und Spotter, welche die Flieger beobachten.»
Um die Flugsicherung kümmert sich seit 2006 das nationale Unternehmen Skyguide. Die Flughafengesellschaft wiederum ist dafür verantwortlich, die Infrastruktur sicher zu betreiben und die zahlreichen Vorschriften für einen Flughafen einzuhalten. Dazu gehört etwa eine eigene Betriebsfeuerwehr. 15 bis 20 Einsätze leistet das Team pro Jahr. Zum Glück handelt es sich meist um Fehlalarme oder um kleinere Vorfälle wie Landungen mit plattem Reifen. 2015 beschaffte der Flughafen ein ganz auf seine Bedürfnisse abgestimmtes Flugfeldlöschfahrzeug. Brände können mit Wasser, Schaum und Staub gelöscht werden.
Gegen Stromausfälle gerüstet
Zu einem sicheren Flughafenbetrieb zählt auch eine sichere Stromversorgung. In den letzten 20 Jahren fiel der Strom am Flughafen Grenchen zwar nie aus. Um für Stromausfälle dennoch gut gerüstet zu sein, führte der Flughafen 2013 eine Risikoanalyse durch und leitete Verbesserungsmassnahmen ab. Seither hat er viel in eine moderne Technik investiert. Er ist dabei dem Grundsatz gefolgt, dass alle sicherheitsrelevanten Komponenten doppelt vorhanden sind. Fällt eine aus, übernimmt die andere die Aufgabe vorübergehend allein.
Über eine doppelte Stromeinspeisung verfügt der Flughafen schon lange. Die SWG kann ihn von zwei Seiten mit Strom versorgen. Zudem verfügt die Trafostation des Flughafens über zwei Transformatoren. Neu ist auch die Steuerung für die elektrischen Anlagen vollständig redundant, wie es in der Fachsprache heisst: Zwei Rechner überwachen sich gegenseitig. Die wichtigsten Schaltkreise sind ebenfalls doppelt geführt. Das gesamte Leitsystem wurde genau wie die Hauptverteilung komplett modernisiert.
Riesiger Batteriespeicher
Kommt es zu einem überregionalen Stromausfall, nützt allerdings auch die doppelte Stromeispeisung nichts. Trotzdem kann der Flughafen Grenchen dann alle sicherheitsrelevanten Anlagen samt der Pistenbeleuchtung vier bis sechs Stunden lang weiterbetreiben. Dazu hat er einen riesigen Batteriespeicher mit einer unterbrechungsfreien Stromversorgung (USV) installiert. Seither läuft die gesamte Stromversorgung über den Speicher, der permanent vom Stromnetz geladen wird.
Eine weitere Verbesserung betrifft die Pistenbeleuchtung. Bisher waren die zahlreichen Leuchten über eine einzige Stichleitung mit Strom versorgt. Wurde diese an einer Stelle beschädigt – etwa durch ein Nagetier –, blieb die Piste dunkel. Neu hat der Flughafen rund um die Piste einen zweiten Stromkreis gezogen, sodass bei einer Störung zumindest jede zweite Pistenbefeuerung brennt. «Mit all diesen Massnahmen erreichen wir ein Maximum an Betriebssicherheit für unsere Piloten und Passagiere», sagt Ernest Oggier. «Ich bin stolz, dass wir das geschafft haben.» Durch die Investitionen in die Sicherheit sorgte der Flughafen für zusätzliche Wertschöpfung in der Region. Denn mit den Arbeiten beauftragte er lokale Unternehmen.
Solarstrom vom Hangar
Am meisten Strom verbrauchen beim Flughafen Grenchen die Beleuchtung und die Pistenbefeuerung. Deshalb setzen Ernest Oggier und sein Team auch hier an. Bei einem Austausch werden wenn möglich LED-Lampen oder andere energieeffiziente Leuchten montiert. Um auf dem Areal nicht nur Strom zu verbrauchen, sondern auch zu produzieren, hat der Flughafen zwei Hangardächer für Photovoltaikanlagen zur Verfügung gestellt. Diese liefern pro Jahr etwa 450 000 Kilowattstunden Strom, was dem Verbrauch von rund 100 Haushalten entspricht. Gut möglich, dass Strom am Flughafen dereinst auch als Treibstoff dient. Welche beachtliche Reichweite erste elektrische Kleinflugzeuge bereits erzielen, zeigt die jährliche Smartflyer-Challenge in Grenchen. «Die leisen elektrischen Flugzeuge wären gerade für den Schulungsbetrieb mit seinen vielen Starts und Landungen eine interessante Lösung», sagt Ernest Oggier. «Durch die Lärmreduktion könnten wir die hohe Akzeptanz der Grenchner Bevölkerung für den Flughafen weiter steigern.»
Möchten Sie mehr über den Flughafen Grenchen erfahren? Für Gruppen ab 8 Personen bietet der Flughafen Führungen an: www.airport-grenchen.ch
Meilensteine des Flughafens Grenchen
- 1931: Eröffnung des Flughafens mit einer 210 Meter langen Graspiste, einem Hangar und einem Schulungsflugzeug. Die selbstbewusste Vision damals: Grenchen soll dereinst ein Punkt auf jeder Fliegerkarte sein.
- 1973: Inbetriebnahme der 800 Meter langen Hartbelagpiste und des Towers für die Flugsicherung.
- 1989: Einweihung eines neuen Betriebsgebäudes und Inbetriebnahme des Navigationssystems für Instrumentenanflüge nachts und bei Nebel.
- 2001: Verlängerung der Piste auf 980 Meter.
- 2013: Homologation des satellitengestützten Anflugverfahrens.
- Heute generiert der Flughafen Grenchen eine direkte und indirekte Wertschöpfung von rund 25 Millionen Franken im Jahr und schafft bei den ansässigen Unternehmen gesamthaft fast 200 Stellen.