Wenn Christian Ambühl unterwegs ist, geht es nicht lange, bis die Leute ihn ansprechen. Geduldig beantwortet er Fragen und schreitet auch mal bei einer Pöbelei ein. Gemeinsam mit seinem Team sorgt der Kommandant der Stadtpolizei für die Sicherheit in Grenchen.
Ein verlorener Schlüssel, Streit unter Nachbarn, Drogenhandel: Bei Alltagsproblemen aller Art oder kleinkriminellen Vergehen ist die Stadtpolizei Grenchen gefragt. «Auf der Wache sieht jeder Tag anders aus», sagt Kommandant Christian Ambühl. Morgens nimmt er als erstes am Rapport teil und konsultiert die Regionalzeitungen. Danach kümmert er sich um politische Anliegen: Auf seinem Tisch landen sämtliche Vorlagen, welche die lokale Sicherheit oder den Verkehr betreffen. Manchmal ist eine Stellungnahme gefragt, manchmal eine neue Idee wie zum Beispiel die Einführung der App «Parking Pay», mit der sich die Parkgebühren per Smartphone bezahlen lassen.
50’000 Volt statt einer Schusswaffe
An diesem Morgen ist es ruhig in der Polizeizentrale. Der grosse Bildschirm zeigt: Die beiden Einsatzwagen patrouillieren in der Gegend beim Marktplatz. Die drei Zivilfahrzeuge, die für Materialtransporte oder verdeckte Ermittlungen genutzt werden, stehen auf dem Parkplatz. «Mitte Woche ist in der Regel weniger los», sagt Christian Ambühl. Trotzdem markiert die Polizei in der Stadt Präsenz. «Das hat auch präventiven Charakter.» Nachts etwa lassen sich dank regelmässiger Kontrollfahrten viele Einbrüche verhindern.
Unterwegs sind die Mitarbeitenden jeweils zu zweit, ausgerüstet mit einer Schusswaffe und einem Taser. Die Elektroschusspistole wurde vor zwei Jahren angeschafft. Jeder, der sie auf sich trägt, muss vorher eine Ausbildung und einen Selbsttest absolviert haben. «Der Schütze soll wissen, was er seinem Gegenüber antut.» Durch einen Draht werden zwei Projektile abgefeuert, die den Getroffenen für fünf Sekunden lähmen und kampfunfähig machen. Auf diese Weise kann er überführt werden, ohne bleibende Schäden davonzutragen. «Die Anschaffung ist aus meiner Sicht sinnvoll, weil die Mitarbeitenden in einer Notsituation nicht schiessen müssen, sondern den Taser einsetzen können.» Denn im Polizeialltag kommt es öfter zu brenzligen Situationen – beispielsweise bei häuslicher Gewalt oder wenn ein Beamter bedroht wird.
Schwierige und schöne Erlebnisse
Christian Ambühl musste während seiner Karriere zum Glück noch nie von der Waffe Gebrauch machen – weder bei der Stadtpolizei noch bei der Grenzwache oder als Sicherheitschef im Gefängnis. Belastende Situationen hat er jedoch schon einige erlebt. Besonders zu schaffen machte ihm etwa eine Kindesentführung während seiner Zeit bei der Spezialeinheit. «Abschalten ist nicht immer einfach, aber enorm wichtig.» Am besten gelingt ihm das beim Sport oder beim Spielen mit der Playstation seines Sohnes.
Es gibt aber auch immer wieder schöne Momente im Beruf. Zum Beispiel brachten ihm Kinder einmal einen selbst gebastelten Polizisten aus Karton vorbei. «Und natürlich sind positive Rückmeldungen erfreulich, gerade auch von Leuten, die Mühe haben mit dem Gesetz», so der 51-Jährige. Als Stadtpolizist kennt er sein Gegenüber häufig persönlich. Dadurch lassen sich viele Konfrontationen vermeiden und Informationen einfacher beschaffen. «Mir gefällt die Nähe zu den Leuten.»
Ohne Strom geht es nicht
Grössere Delikte machen nur einen kleinen Teil der Polizeiarbeit in Grenchen aus, aber sie kommen vor. Braucht es mehr Personal oder Spezialisten, wird die Kantonspolizei eingeschaltet. Der Datenaustausch erfolgt nach strikten Vorgaben über verschlüsselte Systeme. Auch wenn Smartphones und Tablets längst zum Standard gehören, ist Funk nach wie vor das bevorzugte Kommunikationsmittel der Polizei. Einerseits ist er kaum zu knacken. Andererseits funktionieren die Antennen bei einem Stromausfall dank eines Notstromaggregats weiter. Einen solchen Generator gibt es auch auf der Polizeistation, sodass der Informationsfluss jederzeit gewährleistet ist. Schliesslich läuft heute die gesamte Rapportierung digital, genauso wie die Dienstplanung. «Ohne Strom geht auch bei der Polizei nichts mehr.»