Die SWG will sich von der reinen Verteilnetzbetreiberin auch zur Energieproduzentin entwickeln und mehr Strom selbst produzieren. Hier kommt Steve Schwarz zum Einsatz: Er treibt den Ausbau des Photovoltaik-Contractings voran. Wie der Projektleiter dabei vorgeht? Ein Einblick in seine Arbeit.
«Die besten Ideen entstehen oft in der Natur. Was das mit meinem Beruf zu tun hat? Als ich vor einigen Jahren einmal fischen ging, machte ich mir Gedanken über meine berufliche Zukunft. Mir war klar: Nach der Lehre zum Installateur für Sanitär, Heizung und Lüftung musste noch etwas gehen. Am Ufer der Aare kam mir die Idee, eine neue Aufgabe rund um grüne Technologien und nachhaltige Energie zu suchen.
Seither ist viel Zeit vergangen – und ich konnte meine Idee Schritt für Schritt verwirklich. Dazu absolvierte ich ein Studium als Techniker HF Energie und Umwelt und suchte parallel nach einer Stelle in der Energiebranche. Zuerst arbeitete ich im Paul-Scherrer-Institut, später als Projektleiter für den Wärmenetzausbau im Zürcher Limmattal.
Heute leite ich bei der SWG die Projekte für Biogas und Photovoltaik. Beim Solarstrom verfolgen wir ein konkretes Ziel: Jedes Jahr will die SWG neue Solaranlagen mit einer elektrischen Leistung von mindestens 500 Kilowatt zubauen. Das entspricht einer Stromproduktion, die den durchschnittlichen Bedarf von weit über 150 Haushalten deckt.
Dazu setzen wir auf das sogenannte PV-Contracting: Wir eruieren gut nutzbare, mindestens 200 m2 grosse Dachflächen, um darauf Photovoltaikanlagen zu realisieren. Diese finanzieren, bauen, betreiben und unterhalten wir als SWG selbst. Die Eigentümerin oder der Eigentümer des Gebäudes muss also nicht in eine Solaranlage investieren, erhält aber Solarstrom vom eigenen Dach zu einem günstigen Tarif.
Wie attraktiv dieses Angebot ist, hat sich inzwischen herumgesprochen. Regelmässig kommen interessierte Hauseigentümerinnen und -eigentümer auf mich zu. Der erste Schritt ist dann eine Besichtigung des Gebäudes. Dabei begleiten mich Fachleute wie Dachspengler, Statiker, Elektriker und Solarinstallateure, um sich vor Ort ein Bild zu machen.
Eignet sich das Dach auch aus unserer Sicht für eine Solaranlage, können sich die Kundinnen und Kunden entweder direkt für ein PV-Contracting entscheiden und einen Dachnutzungsvertrag mit uns abschliessen. Oder sie beauftragen uns zunächst mit einer unabhängigen Machbarkeitsstudie. Diese liefert eine fundierte Entscheidungsgrundlage: Den Kundinnen und Kunden fällt es dann leichter, die beste Variante für die eigen- oder fremdfinanzierte Solaranlage zu wählen.
Im Rahmen der Machbarkeitsstudie wird unter anderem der Dachzustand geprüft, ein Gutachten zur Statik des Dachs erstellt, die Wirtschaftlichkeit der Solaranlage berechnet und ein technisches Anschlussgesuch eingereicht. Unsere Fachleute prüfen dabei, ob die Anlage aus Sicht des Stromnetzes technisch machbar ist. Unsere Verantwortung ist es, die Netzstabilität in Grenchen sicherzustellen.
Bei einer solchen Prüfung kommen unsere Netzprofis manchmal zum Schluss: An diesem Standort würde eine Solaranlage, die die ganze Dachfläche nutzt und möglichst viel Strom produziert, das Stromnetz zu stark belasten. In einem solchen Fall verhängen wir Auflagen zum Betrieb der Anlage, bis ein entsprechender Netzausbau erfolgt. Zum Beispiel wird die Leistung mittels Wechselrichter begrenzt, sodass der Solarstrom grösstenteils gleich im Gebäude genutzt werden kann.
Als Projektleiter koordiniere ich alle Schritte für unsere Solarprojekte. Das erfordert einen kühlen Kopf, ein gutes Zeitmanagement und oft auch Multitasking. Doch nicht jede Kundenanfrage führt am Schluss zum Bau einer Solaranlage. Projekte können zum Beispiel scheitern, wenn Solaranlagen eine teure Dachsanierung nötig machen oder sich bei Stockwerkeigentümerschaften keine Mehrheit für eine Anlage finden lässt. Die Kunst als Projektleiter liegt also darin, die Solarprojekte bis zur Entscheidungsreife zu bringen, zu Beginn aber trotzdem noch nicht zu viel Zeit dafür aufzuwenden.
Apropos Zeit: Zum Fischen bin ich zuletzt etwas seltener gekommen. Denn ich habe gerade mein nebenberufliches Bachelor-Studium im Wirtschaftsingenieurwesen erfolgreich abgeschlossen. Natürlich behandelte meine Bachelor-Arbeit ein Energiethema: Ich habe untersucht, wie sich Ausdauergeräte in Fitnessstudios für die Stromproduktion nutzen lassen.»