Die Grenchner Badi ist ein echtes Bijou – und obendrein schlau konzipiert: Ihr Gebäude ahmt ein Schiffsdeck nach und wurde so angelegt, dass es die Badegäste vor Bergwind und Bise schützt. Pro Saison bezieht die Badi von der SWG mehr als 40 Millionen Liter Wasser. Grund genug für die SWG Poscht, dem Team der Badi kurz vor Saisoneröffnung einen Besuch abzustatten.
Thomas Staufer taucht den Pinsel in blaue Farbe. Mit Geduld und ruhiger Hand streicht er den Boden und die Wände des Planschbeckens in der Badi. Die Sonne hat sie ausgebleicht. Rechtzeitig auf die neue Saison hin erhält das Becken nun einen leuchtenden Anstrich. Damit ihn die frische Farbe nicht blendet, hat Thomas Staufer zum Malen eine Schutzbrille aufgesetzt. Seit 22 Jahren arbeitet er hier in Grenchen als Badmeister. Dazu gehört, die Badi nach ihrem Winterschlaf zu reinigen und zu verschönern. Die Bassins und alle Böden werden mit Hochdruck von Algen und Schmutz befreit, die Garderoben und die sanitären Anlagen gründlich geputzt.
Mit diesen Vorbereitungsarbeiten, die jeweils Ende März beginnen, wächst beim Team die Vorfreude auf den fröhlichen Trubel in der Badi und die vielen Stammgäste. «Für einen guten Badmeister gelten die vier M: Man muss Menschen mögen», sagt Thomas Staufer. «Ich geniesse den Kontakt mit den Leuten. Wir haben freundliche und anständige Gäste.»
Während seiner langjährigen Laufbahn hat der Badmeister gelernt, wie das Wetter und die Stimmung in der Badi zusammenspielen. An sonnigen, warmen Tagen zieht es vor allem Familien hierher, die lange verweilen. Wird es allerdings ganz heiss, sinkt der Lärmpegel, weil die Gäste träge sind. Bei weniger schönem Wetter wiederum finden sich vor allem die regelmässigen Schwimmer ein. Und Gewitter spürt Thomas Staufer schon im Voraus aufkommen. Was er ausserdem beobachtet: In den letzten Jahren ist es in der Hochsaison ruhiger geworden. Das Freizeitverhalten der Bevölkerung hat sich offensichtlich verändert.
Mehr heisse Tage erfordern mehr Wasser
Während Thomas Staufer das Planschbecken verschönert, ist Badmeisterin Isabelle Marti in der Technikzentrale am Werk. Wie ihr Kollege arbeitet sie im Sommerhalbjahr in der Badi und in den Wintermonaten für die städtische Feuerungskontrolle. Als gelernte Schwimm- und Sportlehrerin ist das Wasser ihr Elixier. Inzwischen kennt sie aber auch die technischen Anlagen der Badi wie ihre Westentasche. Noch stehen sie still. Doch das wird sich bald ändern. Denn pro Saison befördern die vier Umwälzpumpen mehr als 40 Millionen Liter Wasser. Die Menge ist wegen der wärmeren Sommer in den letzten Jahren tendenziell gestiegen. Für eine einwandfreie Qualität darf die Wassertemperatur 25°C nämlich nicht übersteigen. Mehr heisse Tage pro Sommer erfordern daher mehr Frischwasser. In jedem Becken wird das Wasser pro Tag mindestens drei Mal filtriert.
Morgen, mittags und abends führen die Badmeister Wasserkontrollen durch. Neben der Temperatur messen sie Werte wie Harnstoff, Chlorgehalt und pH-Wert. «Vor allem Sonnencreme, Parfum und Schminke beeinflussen diese Kennzahlen», sagt Isabelle Marti. «Doch dank genügend Frischwasser halten wir alle Qualitätsvorgaben ein. Es ist unser höchstes Gut.»
Um das Wasser zu entkeimen, kommt Chlor zum Einsatz. Die Badi verwendet heute aber kein Chlorgas mehr, sondern ungefährliches Chlorgranulat. So hat sie die Unfallgefahr für die Mitarbeitenden und die Umwelt gesenkt.
Im Untergeschoss der Technikzentrale befinden sich grosse Filter. Sie halten zum Beispiel Blüten, Blätter und Haare zurück, die ins Wasser gelangt sind. Um die Filter zu reinigen, spült sie Isabelle Marti alle zwei Tage morgens, bevor die ersten Gäste eintreffen. Vom «technischen Herz» aus, wie sie die Zentrale nennt, kann die Badmeisterin auch die Wassertemperatur erhöhen, die immer mindestens 21°C betragen soll. Dazu bedient sie das Schaltpult für die Fernheizung. Die benötigte Energie liefert das Wärmenetz des Berufsbildungszentrums. Um den Stromverbrauch zu senken, setzt die Badi vor allem bei den vier Umwälzpumpen an. Wenn eine davon ihr technisches Lebensende erreicht, wird sie durch ein besonders effizientes Modell abgelöst.
Ruhig und gelassen
Inzwischen hat Thomas Staufer seine Malerarbeit beendet. Man sieht dem Planschbecken an, dass ein Profi am Werk war. Wer in der Badi Grenchen arbeitet, braucht ganz unterschiedliche Talente, weil alle im Team alle anfallenden Arbeiten beherrschen müssen. Neben handwerklichem Geschick und den immer wieder trainierten Fähigkeiten für die Lebensrettung sind genauso Einfühlungsvermögen und Gelassenheit gefragt. Wenn die drei Badmeister und die bis zu fünf temporären Aufsichtspersonen in der Badi zirkulieren, gilt es auch mal einen Streit unter Jugendlichen zu schlichten oder Personen auf die Baderegeln hinzuweisen. Dann zählt laut Thomas Staufer ein ruhiges Auftreten: «Druck erzeugt nur Gegendruck. Deshalb besteht unsere Aufgabe vor allem darin, zu klären und zu schlichten.» Dass selten Probleme auftreten, liegt nicht zuletzt an der Anlage. Sie ist so grosszügig angelegt, dass jeder Gast den passenden Platz für sich findet.