In jeder Ausgabe der SWG Poscht zeichnet die SWG eine besonders gute Energieidee mit dem «goldenen Blitz» aus. Diesmal geht der Preis an das Grenchner Unternehmen smartflyer AG für sein hybrid-elektrisches Flugzeug. Es wird voraussichtlich 2020 zum Jungfernflug abheben und vier Passagiere transportieren. Herzliche Gratulation zum «goldenen Blitz»! Im Interview erzählt CEO und Linienpilot Rolf Stuber, warum seine Firma bewusst auf ein hybrides und nicht auf ein rein elektrisches Flugzeug setzt.
Wie lässt sich der Smartflyer in wenigen Worten erklären?
Der Hauptantrieb besteht aus einem Elektromotor, der einen Propeller antreibt. Der Strom dazu kommt von Batterien, die jedoch nur eine kurze Flugzeit ermöglichen. Deshalb lädt während des Flugs ein Verbrennungsmotor – ein sogenannter Reichweitenverlängerer – die Batterien. Für die Zukunft der Luftfahrt ist diese Kombination wegweisend. Denn die bisherigen Versuche, ohne Lärm und Emissionen zu fliegen, geschahen mit rein elektrischen Flugzeugen. Diese erreichen nur eine Stunde Flugzeit pro Akkuladung. Der smartflyer hingegen kommt in vier Stunden 800 Kilometer weit und ist erst noch ein Vierplätzer.
Wie ist die Idee zum smartflyer entstanden?
Ich wollte schon vor Jahren einmal ein Flugzeug bauen. Doch mit einem Bausatz wäre mir das zu langweilig gewesen, weil da zu viel vorgegeben ist. Ausserdem störte mich, dass es für Flugzeuge nur Verbrennungsmotoren gab. Mir war schon damals klar, dass der ideale Antrieb elektrisch ist. Die Möglichkeiten von Elektromotoren faszinieren mich ungemein. Sie sind leichter als Verbrennungsaggregate und lassen sich deshalb auch anderswo als auf der Nase des Fliegers anbringen.
Wie lange arbeiten Sie schon an diesem Projekt?
Seit etwa drei Jahren. Damals reichten wir ein Gesuch beim Bundesamt für Zivilluftfahrt ein, um den smartflyer bauen zu dürfen. Im April 2016 gründeten wir dann die Firma. Seither ist das Team stetig gewachsen und das Projekt macht laufend Fortschritte. So haben wir etwa die notwendigen Akkus selbst entwickelt. Batterien, wie sie ein Flugzeug braucht, gibt es bisher noch kaum. Daher nahmen wir die Technik aus der Elektro-Rennserie Formel E als Grundlage.
Wann wird der erste smartflyer in der Luft sein?
Wir planen, Ende 2020 zum ersten Mal abzuheben. Doch bis dahin gibt es noch viel zu tun. Im Augenblick befindet sich der Antrieb auf dem Prüfstand. Als Nächstes definieren wir, was wo und wie eingebaut wird und wie das Flugzeug im Detail aussieht. Davon hängt auch ab, mit welchen Lieferanten wir zusammenarbeiten. Den Rumpf und die letzten Teile wollen wir ab 2019 produzieren, sodass wir 2020 die ersten Testflüge durchführen können.
Und bald werden wir nur noch elektrisch fliegen?
Nein, so schnell geht das leider nicht. Der smartflyer ist ein erster Schritt auf dem Weg zur effizienteren Verwendung von Energie und zur Entwicklung von grösseren hybriden Flugzeugen. Wir sehen unser Projekt aber auch im Zusammenhang mit den weltweiten Klimazielen. Hier wollen wir einen Anstoss geben.