In jeder Ausgabe der SWG Poscht zeichnet die SWG eine besonders gute Energieidee mit dem «Goldenen Blitz» aus. Diesmal geht der Preis an die Bigolin + Crivelli Architekten AG für die energetische Sanierung des 45 Meter hohen Centro-Gebäudes in Grenchen. Dadurch hat sich der Energieverbrauch fürs Heizen halbiert. Herzliche Gratulation zum «Goldenen Blitz»!
Warum wurde die Sanierung des Centro-Gebäudes nötig?
Aldo Bigolin: Beim Bau im Jahr 1972 wurden die 14 Zentimeter dicken Betonelemente des Gebäudes an Aufhängungen aus Stahl befestigt – ein Material, bei dem Rostschäden auftreten können. Experten untersuchten deshalb regelmässig den Zustand der Aufhängungen. Nach 40 Jahren entschied sich die Coop Genossenschaft als Eigentümerin des Gebäudes aus Sicherheitsgründen für eine Sanierung. Weil sich Coop für eine nachhaltige Entwicklung stark macht und ökologische Ziele verfolgt, umfasste der Auftrag an uns auch eine energetische Sanierung der gesamten Gebäudehülle nach Minergie-Standard.
Welches waren die grossen Herausforderungen dieses Projekts?
Davon gab es gleich mehrere. Bei einem Gebäude mitten im Stadtzentrum ist schon nur die Baustellenlogistik eine knifflige Aufgabe. Zudem liess sich das Fassadengerüst nicht konventionell aufstellen. Weil das Hochhaus auf dem Sockelgebäude steht, wäre das Gewicht zu hoch gewesen. Weiter erfolgte die Sanierung in einer voll besetzten Liegenschaft. Und nicht zuletzt ergeben sich bei einem Hochhaus meist zusätzliche Anforderungen. Das Centro-Gebäude etwa mussten wir brandschutztechnisch so aufwerten, dass es nun die neusten Auflagen und Normen erfüllt.
Mit welchen Lösungen haben Sie diese anspruchsvolle Situation gemeistert?
Das Fassadengerüst stützten wir nicht wie üblich komplett auf dem Boden ab, sondern bauten es auf die bestehende Statik des Gebäudes auf. Bei der Sanierung der Fassade gingen wir in zwei Schritten vor: Zuerst entfernten wir die Verkleidungen und bauten auf die bestehenden Fenster die neue Fassade auf. Danach ersetzten wir im zweiten Schritt die Fenster. Neu ist die Gebäudehülle mit einer 20 Zentimeter dicken Isolationsschicht versehen. Zudem sanierten wir die Dachflächen. Durch die viel bessere Dämmung und das Nachrüsten der Radiatoren mit Thermostatventilen sank der Wärmebedarf und wir konnten die Gasheizung deutlich kleiner dimensionieren: Die zwei bisherigen Gaskessel liessen sich durch nur noch einen ersetzen.
Welche Folgen hat die Sanierung?
Einerseits hat sich der Verbrauch an Heizenergie halbiert. Andererseits herrscht im Gebäude nun ein angenehmes Raumklima, weil die Fassade komplett dicht ist. Für die Bewohnerinnen und Bewohner bedeutet das etwa, dass sie mehr lüften müssen.