In jeder Ausgabe der SWG Poscht zeichnet die SWG eine gute Energieidee mit dem «goldenen Blitz» aus. Diesmal geht der Preis an das Repair Café Grenchen. Im Interview erklärt Vereinspräsident Sascha Nussbaumer, welcher Gedanke hinter dem kostenlosen Reparaturdienst steckt.
Herr Nussbaumer, wie funktioniert das Repair Café?
Der Anlass findet viermal jährlich im Parktheater in Grenchen statt. Wer ein defektes Elektronikgerät, Spielsachen oder Kleidungsstück hat, kommt am Vormittag damit vorbei und füllt ein Formular aus. Dabei geht es vor allem um den Haftungsausschluss, weil wir keine Garantie für die Reparaturen übernehmen. Dann erhalten die Gäste einen ungefähren Termin. Bis sie an die Reihe kommen, können sie sich im Café verköstigen oder Einkäufe erledigen. Wenn ihr Gerät geflickt wird, sind sie mit dabei. Unsere Arbeit ist gratis, verrechnet werden nur allfällige Ersatzteile. Wer möchte, kann etwas ins Kässeli geben. Mit den freiwilligen Beiträgen finanzieren wir unser Werkzeug sowie gängige Ersatzteile wie Kabel oder Sicherungen.
Welche Geräte flicken Sie am meisten – und welche gar nicht?
Am meisten werden Haushaltgeräte wie Mixer oder Dörrgeräte vorbeigebracht, die sich mit teilweise wenig Aufwand reparieren lassen. Umgekehrt gibt es Geräte, die vom Hersteller mit Absicht verschweisst werden, was uns das Flicken verunmöglicht. Manchmal erscheinen Leute auch mit Geräten, die einen emotionalen Wert besitzen – zum Beispiel mit einem Kinderkochherd. Wir behalten uns vor, eine Reparatur abzulehnen, wenn sie uns zu wenig sinnvoll erscheint.
Wann ist das der Fall?
Wenn ein Elektrogerät nicht mehr gefahrlos betrieben werden kann oder wenn der Zeitaufwand zu hoch ist. Unser Richtwert beträgt 30 Minuten pro Reparatur. Sonst geht unser Konzept nicht auf.
Wie ist das Repair Café organisiert?
Wir sind ein gemeinnütziger Verein und zählen in Grenchen zurzeit 17 Freiwillige. Die meisten davon sind gelernte Mechaniker oder Elektroingenieure. In der ganzen Schweiz gibt es über 150 lokale Repair Cafés, die sich selbst organisieren. Die Idee stammt aus Holland und wird bei uns in der Schweiz vom Konsumentenschutz unterstützt. Die Teilvereine werden mit praktischen Hilfeleistungen wie Formularen oder Marketingmassnahmen unterstützt. Im Gegenzug halten wir uns an das nationale Konzept und bleiben beispielsweise unabhängig. Wir nehmen also nur private Spenden an und lassen uns nicht von Firmen mit Geld sponsoren, höchstens mit Materialien wie Werkzeugen oder Messgeräten.
Welche Ziele verfolgen Sie?
Wir wollen die Wertschätzung für die mit viel Aufwand und Energie hergestellte Sachen wiederaufleben lassen und so zur Nachhaltigkeit beitragen. Dabei verstehen wir uns nicht als Dienstleister, sondern möchten unseren Gästen Hilfe zur Selbsthilfe geben. Deshalb ist es uns wichtig, dass sie bei der Reparatur zusehen und vielleicht sogar mithelfen. Im besten Fall können sie ihre Geräte bei einem nächsten Defekt selbst flicken.
Sie haben das Repair Café 2019 eröffnet. Wie sieht Ihre Bilanz aus?
Wir sind zufrieden. Unsere Reparaturquote beträgt rund 50 Prozent und die Events sind gut besucht – vor allem von einem älteren Publikum. Über Social Media wollen wir unser Angebot nun auch bei den Jüngeren bekannt machen und so ihr Bewusstsein für Nachhaltigkeit fördern.