Wo entweicht hier Energie? Dieser Frage geht Energieberater Philipp Kaysel nach, wenn er bei Kunden zu Besuch ist. Diesmal führt ihn die Spurensuche nach Meinisberg zu Familie Oberli.
Hundegebell begrüsst Philipp Kaysel, als er in Meinisberg aus dem Auto steigt. Er steht vor einem prächtigen Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert, das 1980 teilweise modernisiert wurde. Mit seiner Plastikbox für die Messinstrumente in der einen und der Aktenmappe in der anderen Hand schreitet der Energieberater aufs Gartentor zu. Dort erwartet ihn bereits der Hausherr, Moritz Oberli. Er hat mit seinem Gebäude einiges vor. Schritt für Schritt will er es modernisieren und den Energieverbrauch markant senken. Als Erstes wird das bisherige Dach einem komplett neuen, gut gedämmten weichen.
Gezielter sanieren
Bevor die Sanierungsarbeiten beginnen, ist Philipp Kaysels Hilfe gefragt. Der Energieberater soll für das Haus einen GEAK Plus erstellen – einen Gebäudeenergieausweis der Kantone mit Beratungsbericht. Dieser rund 60-seitige Bericht dokumentiert detailliert den energetischen Ist-Zustand des Gebäudes. Darauf basierend schlägt der Energieberater individuelle Massnahmen vor, wie sich das Gebäude auf Effizienz trimmen und sich die Behaglichkeit verbessern lässt. Dank des Berichts kann Hauseigentümer Moritz Oberli die wirkungsvollsten Sanierungsschritte genau etappieren und planen.
Er führt den Energieberater zunächst ins gemütliche Esszimmer. Hier entdeckt Philipp Kaysel gleich den ersten Stromfresser: ein Elektroöfeli. «Davon haben wir mehrere im ganzen Haus aufgestellt», erklärt ihm der Hausherr. Der Kachelofen allein erwärmt die Wohnräume nicht genügend. Und die Elektrozentralheizung trieb die Stromkosten in solch schwindelerregende Höhen, dass Familie Oberli darauf verzichtet und punktuell mit kleinen Öfen heizt.
Spurensuche im Haus
Die beiden Männer sprechen über die Ziele der Beratung, die bevorstehende Sanierung und bauliche Details. Philipp Kaysel stellt Fragen, hört aufmerksam zu, macht sich Notizen. Von den Modernisierungsmassnahmen im Jahr 1980 gibt es keine Pläne. Deshalb muss der Energieberater die Wärmedämmung beim Rundgang durchs Haus wenn möglich messen und sonst nach Erfahrungswerten abschätzen. Im einen Raum ermittelt er mit einem kleinen Gerät die Temperatur an der Wand, in einem anderen misst er mit einem Datenlogger Werte wie den CO2-Gehalt in der Luft und die relative Luftfeuchte. Sie zeigen zum Beispiel, wie dicht die Gebäudehülle ist und wie Familie Oberli lüftet.
Immer wieder zückt Philipp Kaysel Lineal, Taschenlampe und Smartphone, das ihm auch als Rechner dient. Wie ein erfahrener Detektiv bei der Spurensuche weiss er, worauf es zu achten gilt. Ein Klopfen gegen die Wand genügt ihm oftmals, um die Dämmung grob abzuschätzen. Im Estrich steckt er einen Meterstab in die Fuge einer Isolationsplatte und murmelt: «Vier Zentimeter.» Schon während des Rundgangs fallen ihm Verbesserungsmöglichkeiten auf, die er später zu Papier bringen wird.
Stromfresser entdecken
Philipp Kaysel mag es, grössere Berichte wie den GEAK Plus für Familie Oberli zu erstellen, weil er dabei sein ganzes Fachwissen einbringen kann. Doch seine Energieberatungsstelle der Regionalplanung im Raume Grenchen-Büren ist auch für kleinere Anfragen gedacht: «Zum Beispiel rufen mich Leute wegen einer unerklärlich hohen Stromrechnung an. Gemeinsam klären wir dann, welche Stromfresser dafür verantwortlich sein könnten.»
Bei jedem Gespräch stellt sich der Energieberater neu auf sein Gegenüber ein. Denn während einige Kunden nur wenig über Energie wissen und deshalb eine einfache Sprache gefragt ist, stellen ihm andere detaillierte technische Fragen. Oft haben die Kunden schon ganz konkrete Ideen, wie sie ihr Haus sanieren wollen, und holen vorher noch die Zweitmeinung des Fachmanns ein. Oder Philipp Kaysel begleitet sie zur Besichtigung eines Hauses, das sie kaufen möchten. So kann der Energiedetektiv die Kunden unter Umständen vor einem bösen Erwachen nach dem Kauf bewahren. «Für eine Energieberatung gilt: je früher, desto besser», weiss der Profi. Wer etwa ein Baugesuch einreicht, ohne vorgängig die gesetzlichen Anforderungen der energetischen Massnahmen mit einem Fachmann zu besprechen, muss möglicherweise mit Verzögerungen im Baubewilligungsverfahren rechnen. Zudem verpassen viele Hauseigentümer die Fristen für Förderbeiträge, weil sie auf eine Beratung verzichtet haben.
Darum braucht sich Moritz Oberli nicht zu sorgen. Von Philipp Kaysel erhält er alle wichtigen Infos. Nach dem Rundgang durchs ganze Haus und einem Abschlussgespräch verabschieden sich die beiden Männer. In einigen Wochen wird der Energieberater ein zweites Mal nach Meinisberg fahren, um seine Empfehlungen zum altehrwürdigen Gebäude zu erläutern. Philipp Kaysels Beratung trägt dazu bei, dass Familie Oberli bald den Energieverbrauch senken kann und sich in ihrem Zuhause noch wohler fühlt.
Das lohnt sich auch für Sie
Ob für Mietwohnung, Einfamilienhaus oder Firmengebäude: Eine Energieberatung lohnt sich immer. Denn sie zeigt Ihnen auf, wo Sie bisher unnötig viel Energie verbrauchen und wie Sie das ändern können. Oft sorgen schon kleine Massnahmen für grosse Einsparungen. Davon profitieren Ihr Portemonnaie und die Umwelt.
Bei der Energieberatungsstelle der Regionalplanung im Raume Grenchen-Büren (Repla) ist die Beratung am Telefon oder in den Räumen der Repla bis zu einer Stunde kostenlos. Für eine Beratung bei Ihnen bezahlen Sie 150 Franken, wenn Sie im Kanton Solothurn wohnen.
Vereinbaren Sie einen Beratungstermin:
oder Tel. 032 653 04 02 (Mittwoch und Freitag)