Einst bestand sie nur aus Brunnen. Dann wurde die Grenchner Wasserversorgung Schritt für Schritt ausgebaut. Das Wasser aus dem Grenchenberg spielte dabei eine zentrale Rolle. Ein Blick zurück in eine Zeit voller Aufbruchstimmung.
Die hier gezeigten historischen Bilder dürften ungefähr in der Zeit während der Bauarbeiten des Grenchenbergtunnels entstanden sein. Genaue Jahresangaben fehlen. Die Bilder dokumentieren die Arbeit für die Wasserversorgung.
1800
Für sauberes Trinkwasser gehen die Bewohnerinnen und Bewohner des kleinen Bauerndorfes Grenchen täglich zum Dorfbrunnen. Dort trifft man sich und tauscht Neuigkeiten aus.
1851
Aus Mangel an Perspektiven wandern in dieser Zeit viele junge Leute in Städte ab. Grenchen möchte dieser Entwicklung entgegenwirken und startet auf Initiative von Dr. Josef Girard mit der Uhrenproduktion. Das Bauerndorf entwickelt sich zum florierenden Industrieort, wodurch der Wasserverbrauch stark ansteigt.
1899
Etwa 2000 Uhrenarbeiter sind inzwischen in Grenchen am Werk. Für die Wasserversorgung bilden sich sogenannte Brunnengenossenschaften. Als erste ihrer Art beliefert die Unterdorf-Brunnengenossenschaft den unteren Dorfteil mit Trinkwasser. Sie erhält zwei Jahr später sogar sechs Hydranten zur Feuerbekämpfung.
1903
Die Einwohnergemeinde will eine gemeinsame Wasserversorgung verwirklichen und dazu die Dorfbach- und die Limmersmattquelle fassen. Die Gemeindeversammlung gibt grünes Licht. Als Entschädigung erhält die Bürgergemeinde 10’000 Franken sowie den Anspruch auf einen Viertel des Reingewinns aus der Wasserversorgung. Die Kosten für die Infrastruktur belaufen sich auf 130’000 Franken. Im Dezember 1903 geht die Wasserversorgung in Betrieb. Es sind genau 100 «Abonnenten» angeschlossen.
1911
Grenchen feiert den Spatenstich für den Tunnel durch den Berg. Rund 1000 Arbeiter sind am Bau beteiligt, viele davon stammen aus Italien.
1913
Ein Riesenschreck: Im Tunnel wird unbeabsichtigt die Dorfbachquelle angebohrt. Bis zu 5000 Liter Wasser pro Minute stürzen ins Tunnelinnere! Zwar haben die Bauherren der BLS aufgrund von Gutachten mit Wassereinbrüchen gerechnet, aber niemals in diesem Ausmass. Sechs Millionen Tonnen Wasser ergiessen sich aus dem Berg. Wegen des Gewichtsverlustes kommt es zu geologischen Verschiebungen, die drei starke Erdbeben auslösen. Für die Grenchner Bevölkerung hat der Unfall katastrophale Folgen: Das Trinkwasser aus der Dorfbachquelle versiegt. Am 4. März 1913 fliesst kein Tropfen Wasser mehr in den Leitungen. Und auch die Wasserräder für den Betrieb der Industrie drehen nicht mehr. Für das fehlende Trink- und Antriebswasser finden die Verantwortlichen eine Notlösung: Sie befördern das Wasser mit einer elektrisch betriebenen Pumpe aus dem Tunnel und ins bestehende Rohrleitungsnetz.
1915
Das Unglück von 1913 führt dazu, dass die Stadt Grenchen ihre Wasserversorgung revolutioniert: Nach dem Tunneldurchstich werden 17 Quellen in der Tunnelwand gefasst. Das Wasser gelangt durch ein Leitungsrohr im Boden in ein Pumpwerk vor dem Tunneleingang. Von dort aus verteilen es Pumpen in die Grenchner Reservoire.
1955
Schon seit Längerem lässt sich der steigende Wasserbedarf Grenchens in Trockenzeiten kaum noch decken. Es wird nach einem zweiten Standbein für die Wasserversorgung gesucht. Bei Bohrungen entdecken Fachleute ein grosses Grundwasservorkommen im Wasseramt. Gemeinsam mit 14 weiteren Gemeinden möchte Grenchen dieses Grundwasser erschliessen.
1962
Die Gruppenwasserversorgung im Wasseramt nimmt ihren Betrieb auf. Dank der Pumpwerke Obergerlafingen und Recherswil ist nun viel Grundwasser verfügbar. Später kommt das Pumpwerk Kyburg hinzu. Die Anlagen stellen sicher, dass in Grenchen auch bei einem Ausfall der Tunnelquellen genügend Wasser vorhanden ist.
2003
Der Grenchenbergtunnel wird saniert. Dabei entdecken die Fachleute fünf neue Quellen. Alle Fassungen und die Wasserleitungen werden vollständig erneuert. Bis heute stammt etwa 90 Prozent des Grenchner Wassers aus dem Berg.
Quellen: Wiki der Stadt Grenchen, Archiv SWG